WLV Kongress Wettkampf & Leistung 2025
Den Auftakt des Tages gestaltete Marie Burtz, Vertrauensperson zum Schutz vor Gewalt der Leichtathletik Baden-Württemberg. Du bist mit deinen Gefühlen nicht alleine, sei es die Verletzung der eigenen Grenzen, Leistungsdruck oder Mobbing, unsere Vertrauenspersonen haben ein offenes Ohr für dich. Sie animierte die Teilnehmenden in einem interaktiven Vortrag sich zu Aussagen wie „Ein Trainer betritt ohne vorheriges klopfen die Umkleidekabine der Jungs.“ zu positionieren. Anschließend wurden die getroffenen Entscheidungen gemeinsam reflektiert und diskutiert. Ein aufschlussreicher Vortrag, welcher zum Nachdenken über den respektvollen Umgang miteinander anregte sowie über persönliche Grenzen im sportlichen Umfeld.
Highlight des Kongresses: Interview mit Malaika Mihambo
Im Rahmen eines Podiumsinterviews beantwortete Malaika Mihambo eingereichte Fragen der Teilnehmenden und gewährte dabei wertvolle Einblicke in die Beziehung zwischen Trainer:innen und Athlet:innen. Ihr Werdegang wurde früh durch verschiedene Trainer:innen geprägt. Besonders hervorgehoben wurde die langjährige Zusammenarbeit mit Trainer Ralf, der sie ab dem zehnten Lebensjahr begleitete. Im Jahr 2020 wechselte sie zu Ullrich Knapp, eine Herausforderung, nur ein Jahr vor den Olympischen Spielen. Doch die Zusammenarbeit funktionierte schnell und gut, da beide merkten, dass sie menschlich auf einer Wellenlänge lagen. Malaika betonte, wie wichtig es sei, dass Trainer:innen nicht nur leistungsorientiert arbeiten, sondern auch zwischenmenschlich kommunizieren, als Mentalcoaches und Motivator:innen agieren und das Training attraktiv gestalten. Im Vordergrund sollten Begegnungen auf Augenhöhe, achtsame Kommunikation und ein Verständnis für die individuelle Entwicklung stehen. Besonders nach Verletzungen und in Wettkampfsituationen spielt mentale Stärke eine zentrale Rolle. Durch mentales Training, Coaching und Selbstreflexion konnte Malaika ihre Leistung stabilisieren und weiterentwickeln. Der Sport half ihr zudem, persönliche Herausforderungen wie Diskriminierung zu überwinden.
Ein Höhepunkt des Kongresses war die offizielle Bekanntgabe der neuen Botschafterin: Malaika Mihambo wird künftig mit ihrem Verein Malaikas Herzsprung das baden-württembergische Schulprojekt „Grundschule trifft Kinderleichtathletik“ unterstützen. Aus dem Wunsch heraus, etwas zurückzugeben, gründete sie während der Corona-Zeit ihren Verein. Ziel ist es, Kinder zu mehr Bewegung zu motivieren, ihre Freude an der Leichtathletik zu fördern und ihnen den Zugang zu Vereinen zu erleichtern. Mit Malaika haben wir die ideale Botschafterin gefunden, um diese Ziele gemeinsam aktiv zu leben und zu fördern. Malaikas Ziel: international erfolgreich sein und dabei andere inspirieren.
Anschließend ging es weiter mit dem Impulsworkshop „Return to track“ mit Marcel Fieder. Der Workshop thematisierte den Wiedereinstieg ins Training nach Verletzungen oder Krankheit, eine der größten Herausforderungen für Leichtathlet:innen. Zentrale Inhalte waren: Kontraindikationen für Training, Verletzungsstatistik, Heilungszeiten und natürlich der Wiedereinstieg ins Training. Ein kompletter Trainingsstopp über mehrere Wochen ist selten nötig. Mit angepasstem Vorgehen und enger Abstimmung unter den Beteiligten gelingt der schnelle und sichere Weg zurück in den Trainingsbetrieb. Nach einer Stärkung in der Mittagspause folgten am Nachmittag die Workshops.
Workshop „Trainingsplanung und -steuerung Sprint U18/U20“ mit Cathleen Tschirch
Landestrainerin Cathleen Tschirch vermittelte in ihrem interaktiven Workshop fundiertes Wissen zur Trainingsplanung und -steuerung im Sprintbereich der Altersklassen U18 und U20. Ziel war es, Trainer:innen einen strukturierten Leitfaden zur Erstellung einer Jahresplanung an die Hand zu geben.Im theoretischen Teil wurden grundlegende Herangehensweisen zur Trainingsplanerstellung, spezifische Herausforderungen im Nachwuchsbereich sowie Zielsetzungen im Hinblick auf Sprinttechnik und konditionelle Fähigkeiten thematisiert. In Kleingruppen erarbeiteten die Teilnehmenden konkrete Trainingspläne. Besonderes Augenmerk lag dabei auf der Strukturierung der Sprintabschnitte, der Formulierung von Teillernzielen und deren Einbindung in den Jahresverlauf. Der Workshop bot somit eine fundierte Grundlage für die zielgerichtete Planung im Nachwuchstraining und förderte den fachlichen Austausch unter den Teilnehmenden.
Demoworkshop Stabhochsprung mit Leo Lohre und Jonathan Hummel
Stabhochsprungtrainer Leo Lohre (VfL Sindelfingen) demonstrierte gemeinsam mit Nachwuchsathlet Jonathan Hummel (LG Leinfelden-Echterdingen) zentrale Inhalte zur Technik und Trainingsmethodik im Stabhochsprung. Der theoretische Teil vermittelte biomechanische Grundlagen, die Phasenstruktur des Sprungs sowie Coaching-Aspekte zur Stabauswahl. Mit besonderem Augenmerk auf der C-Position und dem Einstich, die entscheidend für die Energieübertragung und Sprunghöhe sind, wurden Technikübungen, Lauf-ABC mit Stab, Sprungkoordination und Teilübungen auf der Anlage demonstriert. Die Teilnehmenden erhielten Einblicke in die methodische Schulung und individuelle Korrekturmaßnahmen. Abschließend wurden Gesamtsprünge analysiert und Trainingsansätze diskutiert.
Workshop „Besonderheiten des Mittelstreckenlaufs“ mit Jackie Haller
Verbandstrainerin Jackie Haller beleuchtete die komplexen Anforderungen des Mittelstreckenlaufs über 800 bis 1.500 Meter. Im Fokus standen die drei zentralen Leistungsbereiche: aerobe, anaerobe und neuromuskuläre Fähigkeiten. Das Training basiert auf wissenschaftlich fundierten Modellen und kombiniert gezielt Schwellen- und VO₂max-Einheiten, intensive Intervallformen zur Laktattoleranzsteigerung sowie kraft- und sprintorientierte Inhalte zur Verbesserung der Laufeffizienz. Ein zentrales Element ist die individuelle Trainingssteuerung mithilfe leistungsdiagnostischer Verfahren, um Belastung, Umfang und Regeneration optimal aufeinander abzustimmen. Jackie Haller bot somit wertvolle Einblicke in die Trainingsplanung des Mittelstreckenlaufs und unterstrich dessen Vielschichtigkeit.
Workshop „Rotationstraining neu gedacht“ mit Jan Jeuschede
Im Rahmen seines Workshops stellte Jan Jeuschede ein erweitertes Trainingskonzept zur gezielten Verbesserung der Rumpf- und Rotationsfähigkeiten im Kugelstoßen vor. Basierend auf eigenen Erfahrungen als Spitzenathlet und internationalen Trainingsaufenthalten präsentierte er praxisnahe Ansätze zur Trainingsoptimierung. Im Fokus stand die Bedeutung eines periodisierten Rumpf- und Rotationstrainings, das sich an klassischen Krafttrainingsprinzipien orientiert. Jeuschede betonte die Wichtigkeit aller Bewegungsrichtungen der Wirbelsäule sowie die gezielte Steuerung von Intensität, Fokus und Progression. Anhand eines Phasenmodells, von der Aufbauphase über die Maximalkraft- und Wettkampfvorbereitung bis hin zur Wettkampfphase, zeigte er auf, wie Rotationstraining sinnvoll in den Trainingsprozess integriert werden kann. Ergänzt wurde der theoretische Teil durch eine praktische Übungsauswahl zur direkten Umsetzung im Trainingsalltag.
Workshop „Return to Competition“ mit Marcel Fieder
Aufbauend auf den Impulsworkshop am Vormittag erläuterte Marcel Fieder praxisnah den strukturierten Wiedereinstieg ins Training und den Wettkampf nach Verletzungen. Im Mittelpunkt stand ein fünfphasiges Modell, von der ersten Aktivierung bis zur Rückkehr zur Wettkampfleistung. Besonders betont wurde die Bedeutung individueller Trainingsanpassung, regelmäßiger Testverfahren zur Leistungsüberprüfung sowie der engen Zusammenarbeit zwischen Trainer:innen, Ärzt:innen und Physiotherapeut:innen. Neben praktischen Beispielen wurden auch Tipps für den Umgang mit verletzten Athlet:innen gegeben: Geduld, Kommunikation und Motivation sind zentrale Erfolgsfaktoren im Rehabilitationsprozess.
Wir danken allen Referierenden, Helfenden und dem Organisationsteam für einen besonderen und gelungenen Kongress!